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Trachtenstrick – früher zweckmäßig, heute verspielt
Der verregnete Sommer hat uns Münchnern es mal wieder gezeigt: Selbst mitten im Juli kann es einem kalt werden, selbst im August können die abendlichen Temperaturen in den einstelligen Bereich runtersinken. Im Umkehrschluss heißt es: Selbst wenn der zur Wiesn so oft eingetretene (und noch öfter herbeigesehnte) Altweibersommer kommt, kann es im Biergarten nach der Dämmerung etwas frisch werden. Im schlimmsten Fall haben wir es sogar mit einer Neuauflage der Glühweinwiesn zu tun. Grund genug, sich über Trachtenstrick Gedanken zu machen.
Denken wir an bayerische Tracht, denken wir an Leder. Dennoch hat die Wolle immer eine ebenso wichtige Rolle gespielt: Sie wärmt, während das Leder vor Wasser und Wind schützt. Das wissen die Bua – und greifen zu Wollsocken mit Rippstrickbündchen und Strickwesten in schönstem Muster.
Bei uns Madln aber ist der Trachtenstrick lange vernachlässigt gewesen: Auf die Volksfeste zum Herbst hin haben wir Strickjäckchen mitgenommen, gleich unter den Tisch verstaut – und nur dann wieder hervorgekramt, nachdem die Männer uns mehrmals ihre Jacken angeboten hatten, wenn wir allzu auffällige Gänsehaut an den Armen vorwiesen. Denn: Der Trachtenstrick hat gestört, die verführerische Kraft des Dirndls geschwächt.
Umso glücklicher waren wir also, als wir in den Kollektionen 2014 eine regelrechte Renaissance im Trachtenstrick gesehen hatten. Über Jahre zum Beispiel waren die einzigen verfügbaren Wollfarben Beige, Braun und Grau. Klar, die obligatorischen Hirsch-Stickereien waren zwar in Rot, aber das war es dann auch an farblicher Variation. 2014 hat uns aber eine bunte Kiste an Trachten-Strickjacken beschert, mit starken, aktuellen Farbtönen wie Fuchsie, Grün und Jeansblau.
Auch im Muster wird wieder was gewagt. Statt nur des typisch engmaschigen Linksstricks gibt es jetzt lockere Lochmuster und grobmaschigen Strick: Damit decken die Trachtenstrickjacken nicht nur zu, sondern lassen auch die schönen Details des Dirndls durchblitzen – sowie einzelne offene Stellen an den Schultern und Armen. Wie heißt es so schön? Noch verführerischer als nackte Haut ist die Ahnung von nackter Haut!
Zu dieser neuen verspielten, verführerischen Seite des Trachtenstricks passen auch die Schnitte. Was früher mehr oder minder eine Hülle aus Wolle ist, ist in den neuen Kollektionen Bestandteil des Dirndl-Outfits – oder Ergänzung der Lederhose. Das heißt, es gibt jetzt Strickjacken mit Taille, sowie welche mit breiten, fallenden Volants um den Hals herum – letztere halten warme Luft an den Körper, betonen aber zugleich den Dirndlausschnitt.
Mehr haben wir auch nie gewollt! Dieses Jahr gibt es endlich Strick, den man nicht nur über die Schulter, sondern mal wirklich tragen kann…