Jun 28, 2017

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Weniger Geschirr! Lederhosengürtel immer beliebter

Weniger Geschirr! Lederhosengürtel immer beliebter

Ja, ob in der WG oder auf der Wiesn: Die Leute wollen weniger Geschirr – aber nur bei letzterem wollen sie auch Lederhosengürtel. Denn obwohl die klassische Trachtenlederhose serienmäßig mit Riemen und Trägern ausgeliefert wird (zu Bairisch: s’Gschirr), werden diese immer seltener auch angezogen.

Nicht alle mögen’s traditionell mit Gschirr

Einige mögen es schade finden. Und sicherlich würde es einer Zivilisationskrise mittlerer Größenordnung gleichkommen, wenn eingefleischte Trachtler ihre teils selbstgestickten und geschmückten H-Träger abnehmen würden. Das wird aber nicht passieren: In den Trachtenvereinen des Freistaates wird nach wie vor und völlig zu Recht Wert auf eine komplette Ausstattung gelegt. Wenn es aber um die Trachtenmode geht – was es ja bei uns auch tut (siehe Begriffsabgrenzung) – darf man sich natürlich ein paar Freiheiten rausnehmen. Dazu gehört seit Jahren schon, aufs Gschirr zu verzichten, wenn es ungezwungen und vor allem sommerlich zugehen soll.

Zu lässigen Looks passt oft besser ein Trachtengürtel

Denn zu den Casual-Styles, die in den letzten Jahren immer vordergründiger geworden sind, sehen H-Träger oft etwas unbeholfen, sogar fehl am Platze aus. Mit lässigen Trachtenshirts und eine kurze Lederhose beispielsweise macht das typische Gschirr einen fast schon kindischen Eindruck. Hinzu kommt, dass sich viele Münchner gern von Touristen in Lederhosen-Tischdeckenhemd-Preußentuch-Sets abgrenzen – und niedersächsische Neuinhaber einer Lederhose ziehen natürlicherweise wirklich alles an, was mitgeliefert wird. Dann ist da auch noch die Frage nach der Bequemlichkeit: Selbst für gebürtige Bayern ist das An- und Ausziehen der Lederhose mit Trägern eine komplizierte Gelegenheit – erstrecht am Ende eines feuchtfröhlichen Tages oder Abends. Gern wird es also aus rein praktischen Gründen ausgespart.

Das Sortiment an Trachtengürteln wird immer breiter gefächert.

Problem dabei: Eine Lederhose soll erstens nicht zu eng sitzen und zweitens weitet sie sich beim Tragen. Das heißt: Die Träger sind ja nicht völlig umsonst, denn nicht selten droht die Krachlederne ohne sie runterzufallen. So suchen Männer seit einigen Jahren immer öfter nach Lederhosengürteln.

Die Suche gestaltete sich anfangs schwierig. Nur wenige Hersteller boten Trachtengürtel im  passenden Wild- oder Hirschleder an. Handelsübliche Gürtel sehen aber fast ausnahmslos zu Lederhosen – auf gut Deutsch: – beknackt aus. Das Leder ist oft zu glänzend, sie sind meistens zu dünn, und die Schnallen sind selten zufriedenstellend wuchtig.

New-Look-Lederhosen ohne Latz, mit Gürtel.

Zum Glück hat sich das in letzter Zeit aber geändert. Bei einigen Online-Shops wird mittlerweile rund die Hälfte des Sortiments mit Lederhosengürteln angeboten. So bekommt man beim Neuerwerb einer Krachledernen direkt einen Gürtel in der passenden Lederfarbe. Zudem ist die Breite an einzeln zu kaufenden Trachtengürteln bei einigen Anbietern deutlich erweitert worden.

Eine Lederhose ist es unweigerlich – auch ohne klassischen Latz

Einen Schritt weiter geht es mit einer neuen Generation von Lederhosen, die mit dem Verzicht auf einen Latz zugunsten eines jeanstypischen Hosenschlitzes mit Reißverschluss die logische Konsequenz aus der Entwicklung ziehen. Was selbst einige Fans der Trachtenmode zur Frage veranlasst, wann ein Mann ein Mann, ein Bayer ein Bayer, und eine Lederhose eine Lederhose ist.

Aber die Antwort darauf kennen auch wir nicht. Insofern: Jeder nach seinem Geschmack – und weniger Geschirr für diejenigen, die nichts gegen Lederhosengürtel haben.

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