Okt 1, 2014

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Zelte und Tracht: Was wo getragen wird

Zelte und Tracht: Was wo getragen wird

Letztes Jahr zum Oktoberfest haben wir euch die großen und kleinen Festzelte sowie die Oide Wiesn vorgestellt. Und über das neue Zelt Marstall haben wir auch ausführlich berichtet. Erst in diesem Jahr ist uns aber so richtig aufgefallen, wie unterschiedlich die Trachten und die Trachtenmode sind, die in den jeweiligen Zelten getragen werden. Hier also ein kleiner Zelt-Guide danach, der aufschlüsselt, wo man was anzieht.

Rote Socken, schwarze Schuhe, schicke Dirndl: Schützen-Festzelt, Augustiner-Festhalle

In diese Zelte gehen bevorzugt viele gut situierte Münchner, die Wert auf kleine Details legen. Bei den Männern sind das polierte Haferlschuhe in schwarzem Glattleder, kombiniert mit Loferln in grün-beigefarbenem Rautenmuster oder knallrote Kniesocken. Die Lederhose ist vom Hochwertigsten und wird vorwiegend ohne Träger, dafür mit Janker getragen. Die Damen mögen’s etwas länger und  gesetzter als in anderen Zelten: Das Dirndl muss aber trotzdem einen modischen Einschlag vorweisen und wird gerne in Jahresrhythmus ausgetauscht: „Mei, a scheens Dirndl tragst heuer, gell?“

Was hier selten vorkommt: Frauen in Lederhosen, Dirndl über Kniehöhe, Männer in braunen Knielbundlederhosen mit Trägern.

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Klassisches Trachten-Set für den Fähndl-Besucher

Trachten-Sets und Party-Dirndl: Winzerer-Fähndl, Löwenbräu-Festhalle, Armbrustschützen-Festhalle

Das gibt es eher anderswo: in diesen drei Zelten, zum Beispiel, die groß sind und locker viele Touristen aufnehmen können: Entsprechend finden sich hier die klassischen Trachten-Sets für Jungs in Hülle und Fülle: Kniebundlederhose, kariertes Hemd, Socken, Haferlschuhe und Halstuch. Durchaus passabel, aber eben genau das, wovon die Original-Münchner sich abgrenzen wollen. Bei den Frauen sind auch die typischen Dirndl in relativ buntem Karo, die nicht so hochwertig sind, dass sie nicht den einen oder anderen Tropfen Bier abbekommen dürfen. Hergekommen ist man doch schließlich um Spaß zu haben, gell?

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So lässig geht man ins Hacker.

Schick, jung, spaßbereit: Hacker, Schottenhamel, Wirtshaus im Schichtl

Wegen der bombigen Feierstimmung werden diese Zelte bevorzugt von einer jüngeren Klientel aufgesucht. Hacker ist beliebt in der Altersklasse 20 bis 30, Schottenhamel bei allem darunter. Auf die Kleidung wirkt sich das so aus, dass sich einige zu schade sind, um Tracht zu tragen – und anderen ist deren liebstes Trachten-Outfit für solch wildes Partymachen zu schade! Hier wird viel Neues und Trendiges ausprobiert: Männer nehmen schon mal eine buntere Hemdfarbe oder etwas Lässiges wie ein Trachtenshirt. Frauen tragen mal knappe Lederhosen.

Billig ohne Ende: Hofbräu

Und hier tragen mal die Männer Dirndl! Ist dies doch das Zelt der Junggesellenabschiede aus aller Herren Ländern. Auch beliebt: T-Shirts mit Lederhosenträger-Aufdruck und Faschingskostümhosen aus grünem Filz. Grässlich.

Ins Dschungelcamp: Marstall, Käfer’s Wiesn-Schänke, Nymphenburg Weinzelt

Das ist es auch vielen in diesen drei Zelten, die wir ob der hohen Promi-Dichte wie der Kabarettist Harry G „Dschungelcamp“ nennen. Wer aber gern Abendzeitung bzw. die Gala liest, wird hier auf seine Kosten kommen. Ultra-trendige Trachtenoutfits werden im Stundenrhythmus verbraten (mehr als einmal anziehen bei den ganzen Fotografen, die hier rumlaufen? Niemals!), gern mit Straß und Glitzer überall. Perlt wie der Champagner, der hier aus neckischen Kleinbechern in Maßkrug-Look getrunken wird.

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Goaßschnalzende Trachtler im Herzkasperle-Zelt

Die Lederhose gehörte schon meinem Großvater: Fischer-Vroni, Ochsenbraterei, Pschorr-Bräurosl

In diesen Zelten ist es bereits mittags voll – und ab nachmittags zunehmend leerer, wenn die liebenswerten Oma-Opa-Pärchen wieder nach zwei Maß und was Zünftigem zu essen zum Mittagsschlaf nach Hause fahren. Die Tracht, die hier getragen wird, sieht entsprechend urig aus, und das gibt’s nirgendswo zu kaufen. Selbermachen und 50 Jahre lang tragen – das ist die einzige Devise.

„I hob a eigna Trochtenvrein g’gründ“: Die Oide Wiesn

Wem das mit den ständigen Änderungen und Neuerungen in der Trachtenmode nicht nur – wie den Bräurosl-Altvorderen – am A**** vorbeigeht, sondern gehörig auf den Wecker fällt, geht seit Jahren ohnehin auf die Oide Wiesn. Hier gibt es sie noch, die heile Welt: Trachtenvereine, die auf Nachwuchssuche sind, treffen auf Dreijährige, die von ihren Eltern schon mal einen Kinderjanker verpasst bekommen haben. Schuhplattler, der Verein zur Förderung der Bairischen Kultur – und jede Menge Gamsbärte. Die Zelte Tradition und Herzkasperle haben sogar regelmäßiges Goaßlschnalzen. Uriger geht es nicht, aber es ist schon ein bisschen wie die Truman-Show…

 

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