Dez 2, 2013

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Wie feiert man Advent in Bayern?

Wie feiert man Advent in Bayern?

Die berühmte bayerische Frömmigkeit mag nicht jedermanns Sache sein. Aber wenn es Advent wird, dann ist der religiös geprägte Freistaat in seinem Element. Denn kirchliche Tradition stirbt hier zuletzt, weswegen Weihnachten in Bayern mehr bedeutet als nur Würstchen und Kartoffelsalat mit reichlich Geschenken.

Wer sich also in der Vorweihnachtszeit gern auf gelebte Tradition, alte Bräuche und gemeinschaftliche Erlebnisse besinnt, sollte im Advent mal nach Bayern fahren. Tradition um diese Jahreszeit heißt eben mehr als Bier, Lederhose, und Dirndl. Nicht, dass diese allerdings ganz unbedeutend sind…

Nikolaus

Obwohl der Nikolaus eigentlich eher in den Niederlanden und im deutschen Norden beheimatet ist, stattet er auch den bayerischen Kindern einen Besuch ab. Allerdings muss es der Nikolaus im Berchtesgadener Land mit wilden Gesellen namens Buttnmandel aufnehmen: Das sind Männer, die sich die Gesichter mit Masken vermummen und Glocken um die Hüften tragen. Beim „Buttnmandellaufen“ scheppern dann die Glocken – oder „buttn“, wie es auf gut bairischem Dialekt dort heißt – da die Gesellen gegen „Kramperl“ kämpfen müssen. Das sind andere Verkleidete mit teuflisch aussehenden Hörnern. Um durch diese inszenierte Dorfschlacht zu kommen, erhält der Nikolaus noch Unterstützung vom „Nikoloweibl“, einem Burschen in Berchtesgadener Tracht für Frauen. Ja, das heißt dann Dirndl, Schürze, großer schwarzer Hut mit Feder oder Blümchen…

Ähnlich – allerdings ohne Travestie – geht es im Allgäuer Klausentrieben zu: In der Nacht zum 6. Dezember rennen die „Klausen“ (unverheiratete Männer) in Kuhhäuten gehüllt durch die Gegend, schellend und mit Ruten um sich schlagend, bis sie Kinder sehen, die dann mit Nüssen beschenkt werden.

ChristkindlmärkteTitelbild_Augustjpg_gallery

Weihnachtsmärkte findet man in unterschiedlicher Qualität und Ausführung in ganz Deutschland. Aber echte Christkindlmärkte gibt es eigentlich nur in Bayern. Am bekanntesten ist ja das Original, der Nürnberger Christkindlesmarkt, bei dem es bei Weitem nicht nur um Glühwein geht. Beliebt ist das dort ansässige Kunsthandwerk, das seinen höchsten Ausdruck in den Krippenfiguren, Rauschgoldengeln, und Zwetschegenmännlen findet. Ein beliebter Christkindlmarkt ist zudem im nahegelegenen Regensburg beheimatet, ebenso in Passau und Augsburg. Auch im ländlichen Bayern gibt es Adventsmärkte: den Tegenseer Adventszauber zum Beispiel, oder den Rothenburger Reriterlesmarkt.

Im Berchtesgadener Land befindet sich kein allzu großer Christkindlmarkt, was auf den ersten Blick mit der dortigen Tradition des „Christkindlanschießens“ zu tun haben könnte. Allerdings ist dies ein recht harmloser Brauch, bei dem man kein Christkind abschießen muss. Warum wird dann geschossen? Um die bösen Geister des Winters zu vertreiben und die eingeschlafene Natur zum neuen Leben zu erwecken. Wann wird geschossen? Ab dem 24. Dezember bis Silvester.

Engelefliegen und Einkehren

Am 21. Dezember geht es mit dem Advent im Allgäu in die heiße Phase. Und damit die Kinder merken, dass Weihnachten nur noch wenige Tage entfernt ist, lassen Eltern einen großen Engel vom oberen Stockwerk des Hauses zum darunter liegenden Fenster „abfliegen“. Der Engel hat meistens einen Korb mit Nüssen, Äpfeln, und Birnen, von dem sich die Kinder dann bedienen dürfen.

In anderen Gegenden steht keine Engelfigur, sondern eine fast lebensgroße Maria-Figur im Mittelpunkt der Adventsfeierlichkeiten. Und zwar wird die Figur in einigen Gemeinden in den Wochen vor Weihnachten jeweils eine Nacht zum „Einkehren“ zu Kirchenmitgliedern nach Hause gebracht. So wird an die biblische Suche von Maria mit Kind erinnert. Beim Advent in Bayern geht es eben immer um ein bisschen mehr als Glühweintrinken…

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