Dez 7, 2016

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Dirndllänge: Das letzte Wort ist nie gesprochen!

Dirndllänge: Das letzte Wort ist nie gesprochen!

Neben „Welche Schuhe ziehe ich denn dazu an?“ und „Vertrage ich wohl eine dritte Mass?“ gehört folgende Frage zu den immer wiederkehrenden Problematiken des weiblichen Lebens in Bayern: „Ist die Länge bei dem Dirndl richtig?“ Mal ist es zu kurz, mal dürfte es ein bisschen kürzer sein. Mal hört man, die Rocklänge werde kürzer, mal sieht man nur noch Werbung für Dirndl in Knöchellänge. Denn: Wenn es um die richtige, passende, schickliche, oder sonstwie erwünschte Länge des Dirndlkleids geht, so ist das letzte Wort nie gesprochen.

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Etwas kürzer, aber nicht minder seriös: 60cm-Dirndlänge in zurückhaltend

Lange, lange Zeit war die Länge eines Dirndls dennoch nie Thema: Das traditionelle Trachtenkleid hatte halt bis zu den Knöcheln zu gehen. Es war eine Zeit der strengen Kleiderordnungen. Frauen sollten sich überhaupt nicht entblößen: Nur an den Händen und im Gesicht durfte die Haut sichtbar sein. In einigen sehr katholischen Gegenden mussten bis ins 20. Jahrhundert hinein auch noch das Haar bedeckt werden. Das hallte auch nach der Lockerung der Sitten nach: Wer Dirndl trug, wollte Tradition.

Mit der Trachtenmode allerdings kamen die Fragen auf. Ging es letztendlich darum, traditionelle Elemente in moderne Kleidung zu überführen – und moderne Kleider und Röcke wurden dann nicht mehr erst seit gestern kürzer geschnitten. So ging es Jahrzehnte lang darum, wie viel Länge man einem Dirndlrock abtrotzen konnte. Es war eine Art Spiel: Je entrüsteter die Traditionalisten auf die „Party-Dirndl“ reagierten, desto mehr versuchten Designer wegzukürzen.

Dirndllänge: Rauf und runter

Doch spätestens kurz nach der Jahrtausendwende war das Limit erreicht. Im Gegensatz zu einem klassischen Mini-Rock ist ein Dirndl-Rock nämlich nicht eng anliegend. So erlaubt ein zu kurzes Dirndl zu schnell zu viel Einblick: Das wollten auch sehr selbstbewusste Frauen, die gern ihre Beine zur Geltung bringen, dann nicht mehr. Die Untergrenze bei vernünftigen Dirndln pendelte sich daher um die 50 Zentimeter ein. Alles drunter kriegte man fortan nur in Billigläden am Hauptbahnhof. Und das war gut so.

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Kurz – und kess! Auch in 60cm-Dirndllänge, aber farblich ausgefallen und vom Muster her experimentell.

Zur gleichen Zeit begannen Trachtenmode-Hersteller, auch mal links und rechts zu blicken. Die bis dahin geltende Gleichung – trendig also kurz, traditionell also lang – wackelte zunehmend. Denn es wurde klar, dass es Frauen gab, die zwar neue Farben und andere Design-Einflüsse schätzten, ohne dass sie besonders scharf darauf waren, Dirndl in Mini-Länge anzuziehen. Auch offenbarte sich, dass nicht jede Frau, die es gern etwas kürzer hat, nur das allertiefste Dekolleté und die allerschrillsten Pink-Töne tragen möchte.

So waren die Jahre nach 2010 von einer neuen Vielfalt geprägt, vor allem in der Midi-Länge 60cm sowie zunehmend auch 70cm. Hier ging es oft um hochwertige Stoffe, ausgesuchte Muster und Details und Qualität in der Verarbeitung. Aber auch in diese Längen hielten bunte Farben, fröhliche Muster und trendige Elemente Einzug.

Dirndllänge: Die Qual der Wahl

Heute ist die Auswahl an Styles und Längen also größer – und die Lage damit unübersichtlicher denn je. Es gibt Dirndl in zurückhaltend aber kurz, in auffallend aber lang – und in allem dazwischen. Das ist einerseits super. Es herrscht andererseits die Qual der Wahl. Und Regeln, an denen man sich festhalten kann, gibt es wenige.

Daher unsere Tipps in Sachen Dirndllänge, die etwas Orientierung bieten sollen, ohne dabei den Spaßfaktor und die Vielfalt zu verleugnen:

  • Knielänge Ob ein bisschen drüber gehend oder kurz davor Halt machend: Ein Rock, der in Knieweite aufhört, ist meist der richtige. Vor allem deswegen, weil man sich dabei noch wohlfühlt.
  • Kontext Wie formell soll es sein? Die Formalität eines Outfits wird nicht unmaßgeblich vom Faktor Fleisch beeinflusst. Das Dirndl, in dem man sich auf dem Volksfest im Sommer wohlfühlt, ist nicht unbedingt das Richtige für eine Hochzeit mit gesetztem Essen. Auch für den Bereich Service gelten andere Maßstäbe, als für den entspannten Wiesn-Gang mit Freunden.
  • Kombination Wozu trägt man denn das Dirndl? Mit einer Bluse in Ellbogenärmellänge sieht ein 60cm-Dirndl ungleich länger aus, als mit einer Carmen-Bluse, die die Schultern präsentiert. Auch die Schuh-Wahl sowie die Frage, ob ein Jäckchen oder Schal dazukommt, spielen bei der Inszenierung der Länge eine wichtige Rolle.

Das sind die drei wichtigsten Punkte, über die wir immer wieder beim Blick in den Kleiderschrank nachdenken. Zum Glück redet man uns nicht mehr da rein, was wir tragen können und in welcher Länge. Aber was wir tragen wollen und in welcher Länge, wird wohl lange Thema bleiben…

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