Aug 17, 2016

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Countdown zum Oktoberfest 2016: Nur noch 1 Monat

Countdown zum Oktoberfest 2016: Nur noch 1 Monat

Dieser Text geht Punkt 12 Uhr online, und es ist somit wirklich genau einen Monat hin, bis es mal wieder „Ozapft is‘!“ heißt und München zwei Wochen aufblüht/durchdreht/vollläuft. Es bleiben also nur 31 Tage, bis das Oktoberfest 2016 losgeht – die unvorhersehbarste Wiesn, die es seit Jahren gab. Denn in diesem Jahr treffen viele spannende Neuerungen (wir berichteten) auf eine angespannte gesellschafts- und stadtpolitische Lage.

Klartext: Werden sich die Leute die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und Einlassbeschränkungen gefallen lassen und in gewohnt hoher Anzahl auf die Theresienwiese strömen, oder schrecken die neuen Zugangskontrollen – und nicht zuletzt die weitverbreitete Angst vor Terroranschlägen – die Besucher ab?

Als erfahrene Wiesn-Beobachter sehen wir durchaus Chancen dafür, dass die Besucherzahl heuer zurückgeht, schieben das aber nicht allein den Ereignissen der letzten Monate in den Schuh. Aber hier erst einmal eins nach dem anderen.

Oktoberfest 2016: Kein abgeschlossenes „Sicherheitskonzept“…

Bringen wir’s auf den Punkt: Keiner weiß es genau. Man mag es erschreckend finden, dass sich der zuständige Ausschuss Ende Juli in die Sommerferien verabschiedete mit dem Hinweis, man würde sieben Wochen vor Anstich (also vorvorletzte Woche) ein endgültiges Sicherheitskonzept vorstellen – und sich seitdem mit der Polizei um einen Zaun streitet. Wir finden es aber eigentlich gut nachvollziehbar. Bleibt die Situation nun bis zum 17. September nämlich entspannt, wird bei vielen Bürgern die Angst vor Terroristen und anderen Tätern wieder abgenommen haben. Dann hat man aus der Wiesn ohne Not eine nicht mehr so ganz einladende Festung gemacht. Und erschüttert München – oder auch eine andere Stadt in Deutschland oder einem Nachbarland – ein neues Attentat, wird eh wieder alles an bisheriger Planung noch einmal drastisch verschärft oder sogar komplett neu gemacht.

So haben Stadt, Schausteller, Polizei und Landeskriminalamt die geplanten Maßnahmen zur erhöhten Sicherheit eher scheibchenweise kundgetan – statt mit großem Tamtam Pressekonferenzen zum Thema zu geben, von denen die CSU eh hinterher behaupten wird, sie sei damit übergangen worden und habe noch mehr Sicherheit gewünscht („Zäune, Panzer, Scharfschützen!“) und von der sich die SPD genau deswegen kaum zu verhehlende parteipolitische Erwartungen macht.

Oktoberfest 2016: …was aber nicht weiter schlimm ist.

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So einen Andrang soll es 2016 nicht mehr geben.

Das Sicherheitskonzept aber kann man sich zusammenreimen. Nicht zuletzt aus der kleinen Pressekonferenz gestern.

Zum einen wird heuer erstmalig an den Eingängen zur Wiesn eine Einlasskontrolle stattfinden. Und zwar an den drei besucherstärksten Tagen, den ersten und zweiten Wiesn-Samstagen sowie am letzten Wiesnsonntag. Wer hier zwischen 13 und 19 Uhr auf die Wiesn will und nicht mit einem Bändchen von einem Zelt eine Reservierung nachweisen kann, wird gegebenenfalls warten müssen, wenn die Theresienwiese zu voll ist. Das gab die Wiesnverwaltung leise bekannt. Die gefährlich dichten Menschenmassen, die am Wochenende zu Stoßzeiten über die Wirtsbudenstraße laufen, soll es nicht mehr geben.

Zum anderen werden einfach viel mehr Polizisten unterwegs sein (nicht alle wird man sofort erkennen): planmäßig allein 450 Ordner, die an den Eingängen für Taschenkontrollen und Einlassregelung zuständig sein werden. Die Wiesn stellt seit Jahren für die Polizei München einen Kraftakt dar: 2016 wird es gelten, noch mehr Präsenz zu zeigen und noch mehr Unregelmäßigkeiten nachzugehen. Auch die MVG wird sich selbst und ihre Bestleistungen an den Bahnsteigen der vorigen Jahre noch einmal übertreffen. Und zum Glück sind jede Menge sinnlose Maßnahmen leise vom Tisch verschwunden: Masskrugverbot, usw. Was aber klar ist: Ein wie auch immer gearteter Zaun wird kommen müssen, weil ja sonst Einlasskontrollen zu Stoßzeiten keinen Sinn haben.

Oktoberfest 2016: Bekannte Risiken ernster nehmen

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Ohne solche Bändchen kam man samstags in viele Zelte nicht mehr rein. Nun kommt man zum Oktoberfest 2016 im Ernstfall gar erst nicht aufs Gelände.

Wenn es aber heuer so etwas wie ein final definiertes Sicherheitskonzept gibt, ist es wohl ein sehr sinnvolles: Schon bekannte Risiken ernster nehmen. Denn: Ja, das Risiko, dass irgendein Möchtegern-Terrorist mit einer selbstgebauten Bombe auf diese gottlose, biergetränkte, schweinefleischfettbeschmierte Veranstaltung Wiesn kommt, um Nichtgläubige zu töten, mag marginal höher liegen als in den letzten Jahren. Doch das richtig große Risiko ist nicht diese Bombe, sondern was passiert, wenn gleichzeitig 16 Zelte mitsamt Biergärten mit jeweils durchschnittlich 8.000 Gästen sowie die gesamte Fläche und auch noch die U-Bahn evakuiert werden müssen und alle dabei a) höllisch Angst haben und b) sturzbesoffen sind. Dieses Risiko gab es schon immer: Ob Islamisten-Bombe oder verwirrter Einzeltäter mit Schusswaffe oder einfach mal ein Küchenbrand. Dass dies sicherheitstechnisch endlich ernster genommen wird, können wir alle nur begrüßen. Denn auch in kommenden Jahren wird es vom Vorteil sein, wenn die Wiesn nicht so überfüllt ist, dass schon eine Lappalie wie ein Böllerwurf theoretisch einen tödlichen Massenandrang à la Love Parade auslösen könnte.

Oktoberfest 2016: Nicht nur 2016 ist schuld.

Es werden also allein deshalb weniger Menschen auf die Theresienwiese kommen, weil sie davon abgehalten wird, wenn sie zu voll wird. Aber unsere Einschätzung ist, dass es einfach ohnehin weniger sein werden. Und daran wird nicht nur das annus horribilis 2016 schuld gewesen sein. Schon letztes Jahr nämlich waren die Besucherzahlen klar rückläufig: Von 6,3 Millionen Wiesnbesuchern 2014 kam man auf 5,9 runter. Der Bierkonsum sank von 7,7 Million Mass auf 7,3. Offenbar hatten viele Besucher gemerkt, dass 2013 und 2014 alles zu voll und zu nervig war und hatten sich das anders überlegt. Sie sind dann gar nicht nach München gekommen. Oder Münchner sind am Wochenende nicht mehr hingegangen. Unserer Meinung nach war der Scheitel also schon. 2016 wird diesem Rückgang keinen Abbruch tun – ihn vielleicht sogar beschleunigen – aber das wird für die Wiesn gut sein. Unser Tipp: Auch an den drei genannten Tagen wird die Wiesn nicht zu lange wegen Überfüllung geschlossen bleiben. Das Schicksal bleibt dabei natürlich nicht die beliebtesten Zelten erspart…

In dem Sinne: Auf geht’s zur Wiesn!

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